Die spinnen die Briten oder kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort

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Eine Seefahrt, die ist lustig

29.07.2022
Stopp: Folkestone
gefahrene km: 33,21km

Ich habe die ganze Nacht bei offenem Fenster geschlafen. Nicht nur auf kipp, sondern weit auf.
Es war wirklich warm und das Rauschen und die Möwen waren eine nette Geräuschkulisse.

Um kurz vor 7 Uhr geht es zum Frühstück, heute esse ich auch mal draußen.
Das Ambiente ist einfach zu verlockend.

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Ich glaube mit einem Haus direkt am Meer, See oder Fluss würde ich häufiger draußen essen, sonst ist das ja nicht so meins.

Aus der Satteltasche hole ich den klein gefalteten Rucksack um ihn für die Fähre zu packen. Nur gut, dass ich den dabei habe. Hatte ich vorher nicht drüber nachgedacht, das Gepäck wird vermutlich auf der Fähre am Fahrrad bleiben.
Ich checke aus und die junge Französin von der Rezeption geht mit mir in die Tiefgarage und mich raus zu lassen.
Ich habe erst gar nicht verstanden warum, aber dann hebt sie den Feuerlöscher von der Wand und stellt ihn auf eine bestimmte Stelle auf den Boden. Mein Fahrrad wäre einfach zu leicht gewesen, oder aber zu wenig Metall. Das werde ich wohl nicht mehr herausfinden.
Sie verabschiedet sich mit einem "Au revoir" und ist schon wieder verschwunden.

Ein paar Minuten früher als geplant bin ich unterwegs. Kurz vor dem Ziel halte ich noch mal an einem Laden um mir was zu trinken zu holen und fahre danach direkt durch bis zum Fährhafen.

Es hat schon etwas surreales, hier alleine mit dem Fahrrad zwischen all den Lastwagen, Autos, Wohnmobilen und Bussen zu fahren.
Unweigerlich fange ich an zu grinsen, und höre auch nicht wieder auf bevor ich auf der Fähre bin.
Genau wegen solcher Momente mache ich so was.
Letztendlich sind wir immerhin ganze vier Fahrradfahrer.

Das Pärchen scheint das nicht zum ersten Mal zu machen, wir anderen hängen uns instinktiv an sie dran.
Ca. eine Stunde warten wir bis die Fähre einfährt, so lange hole ich mir noch was zu trinken und spaziere durch den Duty-free Shop.
Zwanzig Minuten bevor es losgehen soll ist es dann soweit, wir Radfahrer werden als erstes auf das Schiff gelassen.
Wir bekommen eine Parkbucht zugewiesen, in der wir unsere Fahrräder festbinden dürfen.

Mit 11 Minuten Verspätung legt die Fähre ab.
Gemütlich tuckern wir aus dem Hafen, bevor wir dann Fahrt aufnehmen. Eine Weile werden wir noch von Möwen begleitet, bis wir dann auf dem offenen Meer sind.

Sobald ich im Hafen bin, muss ich erstmal gucken wo ich Euro in Pfund wechseln kann.
Auf halber Strecke ziehe ich einen typisch englischen Snack aus den Automaten, auf ein Sandwich verzichte ich.

Eine deutsche Touristen spricht mich bei Einfahrt in Dover an, weil sie sieht wie ich krampfhaft versuche von mir ein Foto mit den Kreidefelsen zu machen.

In Dover angekommen soll ich als Fahrradfahrer immer der roten Linie folgen. Das ist hier besser gelöst, als auf der französischen Seite. Da wusste ich nie ob ich richtig bin.
Die rote Linie führt mich zwar kreuz und quer, aber sicher, raus aus dem Hafenbereich.
Jetzt auf nach Folkestone.
An einer schönen Stelle bleibe ich stehen um ein Foto zu machen. Da ich ganz oben auf den Klippen stehe wird mir ganz blümerant als ich, die bestimmt über 100 m, runter in den Abgrund gucke.

Bloß schnell weg hier.
Aber kurz noch einen Blick in die andere Richtung riskieren und da sehe ich mein Ziel schon, das Gebäude auf dem Zipfel ganz links.

Auf dem Weg zum Fahrrad sehe ich zwei junge Halbstarke auf einem Roller anflitzen und der hinten Sitzende tritt einfach während der Fahrt mit Schwung mein Fahrrad um.
Eigentlich wollte ich ihnen irgendwas hinterherrufen, aber der Tritt hat den Fahrer so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht das sie sich keine zwei Meter weiter um einen Betonpfosten wickeln und ordentlich auf die Schnauzte legen. Der Fahrer entschuldigt sich bei mir, motzt seinen Kumpel an und beide versuchen so schnell wie möglich den Roller wieder aufzustellen um weg zu kommen.
Ja, ja, die kleinen Sünden.

An meinem Hotel angekommen genieße ich die Aussicht auf den Hafen. (Aus meinem Zimmer sieht es ziemlich genau so aus, nur vier Etagen höher.)

Zwar bin ich mal wieder zu früh fürs einchecken, versuche es aber trotzdem, und das Zimmer zum Glück auch schon fertig. Auf die Frage wo ich mein Fahrrad über die Nacht sicher abstellen könnte, wird mir geraten es einfach mit aufs Zimmer zu nehmen.

Als ich frisch geduscht aus dem Zimmer wieder in die Lobby komme bin ich überrascht wie lang die Schlage am Check-in ist. Und genau so lange ist sie auch um 21 Uhr noch als ich aus der Stadt zurückkomme. Scheinbar ist Brighton nicht der einzige beliebte Bade-Ort.

An einem ATM besorge ich mir erst mal Pfund und investiere auch gleich zwei davon.

Hoch in die Stadt führt eine kleine niedliche Gasse mit schnuckeligen Geschäften, Restaurants und Pubs. Leider bin ich spät dran und die meisten Geschäfte haben schon zu.

Und natürlich der Leas Lift. Eine denkmalgeschützte Standseilbahn, die Passagiere zwischen der Strandpromenade und der Promenade in Folkestone befördert. Ursprünglich im Jahr 1885 erbaut, ist es einer der ältesten Wasseraufzüge in Großbritannien und wird gerade restauriert.

Der obere Teil der Stadt sieht dann wieder so aus wie britisch Städte halt meist so aussehen. Und in so einer Stadt, gibt es auch immer einen Fisch n Chip Shop. Den gehe ich suchen und esse dort zu Abend.

Auch wenn viele Buden schon zu haben, an der Strandpromenade steppt auch um 21 Uhr noch der Bär.
Es gibt Musik, reichlich Getränke und sogar ein Open-Air-Kino. Die hart arbeitende Bevölkerung muss wohl am Wochenende Unterhalten werden.

Axel Nordmann

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