Fazit Tour 2022

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Nach zwei Wochen wieder auf der Arbeit wird es Zeit für ein Fazit.
Und, wie ist es die bekannten Gewässer zu verlassen und zu neuen Ufern aufbrechen?

Um bei dem Bild zu bleiben, nur das erste in See stechen erfordert Mut.
Danach läuft vieles von selbst und man ist erstaunt wie schnell man sich an neue Gegebenheiten anpassen kann, besonders wenn man mit einem Lächeln empfangen wird.
Das war wirklich einer der schönsten und abwechslungsreichsten Urlaube, die ich bisher erleben durfte.

Machte ich mir am Anfang Sorgen, weil ich kein Französisch spreche? Auf jeden Fall.
Habe ich deswegen wirklich Probleme gehabt? Ich würde sagen, auf gar keinen Fall.

So wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus. Und ich habe versucht das wenige, was ich in den Wald hinein gerufen habe möglichst freundlich zu rufen.
Zugegeben, das erste Einchecken in Frankreich war für mich ein wenig ein Krampf. Die Dame an der Rezeption und ich hatten wohl nur in den Grundzügen das selbe Englisch beigebracht bekommen. Das führte wohl dazu, dass wir am Anfang fleißig aneinander vorbeigeredet haben. Was aber nichts daran geändert hat, dass ich mein Zimmer beziehen konnte und ich einen sicheren Stellplatz für mein Fahrrad hatte.
Und das alles mit einem freundlichen Lächeln und den einzigen französischen Worten "Bonjour", "Merci" und "Au revoir". Zu viel mehr bin ich leider auch nach der Reise noch nicht im Stande.
Immerhin habe ich gelernt, dass man das "Bonjour" im Laufe des Tages gegen ein "Bonsoir" austauschen sollte.

Keiner dreht einem gleich einen Strick daraus, wenn die Kommunikation nicht auf Anhieb zu 100 % klappt. Wichtig ist doch nur, dass man sich auf Augenhöhe begegnet und dem Anderen nicht das Gefühl gibt man hält ihn für begriffsstutzig.
Das Vorurteil, Franzosen weigern sich etwas anderes zu sprechen als Französisch, hält sich ja hartnäckig. Aber die Erfahrung habe ich so nicht gemacht. In Paris im Hotel konnte die nette Dame von der Tagschicht nur die notwendigsten Worte in Englisch, und es waren schon viel mehr als ich in Französisch kann, aber mit Händen und Füßen und natürlich einem freundlichem Lächeln war das alles kein Problem.
Leider war der Versuch wenigstens meine Zimmernummer "Soixante-cinq" auf Französisch zu lernen nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Die Nachtschicht wollte lieber noch meinen Namen wissen, sonst hätte sie mir den falschen Schlüssel geben.

Genau so sieht es aus mit den Bedenken zum Linksverkehr in England. Auch total unbegründet.
Ehrlich gesagt bin ich schon nach einem halben Tag mit dem Fahrrad fast immer intuitiv auf der richtigen Seite gefahren. Nur als Fußgänger hatte ich so meine Probleme, beim Überqueren der Straße in die richtige Richtung zu gucken.

Auch der chaotische Verkehr in Paris. Ich war selber überrascht wie schnell man selbst die Eigenarten der dort Ansässigen annimmt. Wenn die Ampel rot anzeigt, dann wird das, zumindest für Fahrradfahrer und Fußgänger, gefühlt nur als Vorschlag angesehen. Und auch wenn man zuerst denkt, das ist alles ein heilloses Durcheinander, so funktioniert es doch. In Deutschland würde das in einem Hupkonzert enden, in Paris fuhr man in den meisten Fällen einfach umeinander herum. Das ist übrigens der Teil der mir in Deutschland am schwersten fiel wieder abzulegen.

Wie viele mag ich Veränderungen nicht unbedingt, besonders diejenigen, die ich nicht nachvollziehen kann. Anders sieht es aus, wenn ich mich in völlig neue Ausgangslage versetzt sehe, ich war selber überrascht wie schnell ich mich den neuen Gegebenheiten anpassen kann.
So heißt es halt nur, man muss den ersten Schritt wagen. Warte nicht bis sich andere bewegen, beweg dich lieber selbst zu erst. Oder um das Tattoo einer Kollegin zu zitieren:

"Dream, Plan, Do".

Was ich mir auf jeden Fall Versuche auch in Deutschland weiter durch zu ziehen, Hand raus beim Abbiegen ...
Das habe ich mir in Belgien abgeguckt, denn das habe ich hier immer sehr spärlich gemacht.

"Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es."
Erich Kästner

Und ich hatte doch gleich von Anfang an das Gefühl, ich hätte was vergessen. 😁
Mir ist dann auch ungefähr am dritten Tag aufgefallen was es war, ich war mit dem Fahrrad ohne Luftpumpe unterwegs. Nach kurzer Überlegung und einem Besuch in einem Decathlon habe ich mich aber entschieden es weiter ohne zu riskieren. Die Luftpumpen die ich gefunden habe waren mir einfach nicht günstig genug oder zu groß.
Aber kein Grund in Panik zu geraten oder "schlechte Laune" zu bekommen, denn mal von England abgesehen, bin ich so vielen Radfahrern begegnet, dass ich bestimmt kein Problem bekommen hätte wenn ich hätte einen Reifen aufpumpen müssen.
Klar wäre es besser gewesen für den Fall der Fälle eine Luftpumpe dabei zu haben, aber anderseits hatte ich so viele andere Dinge dabei für andere Fälle dabei die ich auch alle nicht gebraucht habe.
Ich hatte auch dieses Jahr viel zu viel dabei, aber vielleicht schaffe ich es ja das nächste Mal mit leichtem Gepäck zu reisen.

War letztes Jahr mein erster Gedanke noch, ich würde es nicht wieder machen, würde ich jetzt sofort wieder los.
Vielleicht liegt es daran, dass ich letztes Jahr fast nur Kilometer abgerissen habe und die Ziele mittendrin nur Schlafstätten waren. Oder auch einfach daran das mein Hintern eine Weile brauchte um nicht mehr weh zu tun.
Diese Jahr habe ich "nur" ca. 1000 km zurückgelegt, das sind im Vergleich zu den ca. 1450 km letztes Jahr ein Drittel weniger. Aber dafür war auch so gut wie jedes Tagesziel ein Highlight, die Strecken dazwischen mit Sicherheit auch interessanter und von den Entfernungen ausgewogener. Den Kontinent zu verlassen hat sicher auch dazu beigetragen.
Und nicht zu vergessen, mein Hintern hat das Radfahren besser weggesteckt. Das lag vielleicht an der besseren Ausrüstung oder an den täglich nicht ganz so vielen Kilometern.
Mal gucken ob ich diese Tour noch toppen kann. Und wenn nicht, gleichziehen würde mir vollkommen ausreichen.

Hier noch eine vereinfachte Übersicht der Tour. Es sind nur die Wege zu den Nachtlagern und in Brüssel eingezeichnet.

Axel Nordmann

Hi, it's me.

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