Fazit Tour 2021

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Ich versuche mich mal an einem Resümee der Tour, auch wenn es mir nicht immer so ganz gelingt mich kurz zu fassen.
Im Vorfeld habe ich mir viele Gedanken gemacht, was ich von der Reise erwarte und erhoffe.

Habe ich mein Ziel erreicht?
Auf jeden Fall. Und das auch noch schneller als ich erwartet hätte.
Hat alles so geklappt wie erwartet?
Nein.
Und war das schlimm?
Nein.
Ich habe es überlebt, musste einige Male über meinen Schatten springen und die Welt dreht sich tatsächlich immer noch.

Nach dem ersten Abend, an dem ich fast kein Bett zum Schlafen gehabt hätte, habe ich meine Strategie geändert und doch Hotels im Voraus gebucht.
Das war zum einen völlig in Ordnung, weil ich bis dahin wusste wie viele Kilometer ich am Tag schaffen kann, und zum anderen war es schade, da die erhoffte Flexibilität dadurch etwas eingeschränkt wurde.
Aber in Urlaubsregionen während der Ferienzeit spontan Hotels zu finden ist tatsächlich nicht immer einfach. Ebenfalls habe ich nicht bedacht, dass nicht jedes Hotel eine Rezeption hat die rund um die Uhr, oder mindestens bis abends, besetzt ist.
Um 18 Uhr ein Hotelzimmer in einem Hotel zu bekommen, in dem die Rezeption nur bis 15 Uhr besetzt ist, ist nicht möglich. Hat man vorher gebucht, ist der Zimmerschlüssel aber in der Regel in einem Schlüsselsafe hinterlegt.

Der Wettergott war mir netterweise wohl gesonnen. Es war zwar nur die ersten paar Tage so richtiges Sommerwetter, aber zum Fahrradfahren waren die restlichen Tage auf jeden Fall nicht schlecht.
Ich bin nur drei Mal richtig nass geworden und ziemlich genau am Anfang, in der Mitte und gegen Ende der Reise. Ansonsten kam ich hier und da vielleicht einmal in einen kleinen Schauer, der aber in der Regel schnell wieder weg war.

Die drei Wochen habe ich nicht ganz geschafft. Ich schiebe es jetzt mal auf Materialermüdung, mein Hintern wollte zum Schluss genauso wenig weiterfahren wie mein Rad selber. Wobei das Problem mit dem Hintern mit einem Nachspannen des Sattels schnell erledigt gewesen wäre.
Aber ich habe das Gefühl die 18 Tage intensiv genutzt zu haben. Ich habe auch die Chance genutzt, mal einen Tag länger an einem Ort zu bleiben. Aber auch gleich festgestellt, dass das nicht unbedingt so meins ist. Wäre es vielleicht gewesen, hätte ich Strandwetter gehabt.

Schlussendlich habe ich ca. 1450 km zurückgelegt, wie ich finde schon eine beachtliche Zahl. Es sind nicht die 1,743 km von LEJoG geworden, aber auch nicht weit weg. LEJoG habe ich dann heute noch eingesackt.

Rosinante hat mich die ganze Reise über nicht im Stich gelassen, und der letzte Tag war eine Belastungsprobe für uns beide.
Aber ansonsten kein Platten, kein gerissener Bowdenzug oder ähnliches. Einzige Ausnahme, die Handyhalterung die sich gleich in den ersten Stunden verabschiedet hat.

Mit Sicherheit habe ich die Geduld des Universums mit mir während dieser Reise einige Male auf die Probe gestellt, aber es meinte es immer gut mit mir. 😇

Während der Reise habe ich so oft wie möglich versucht aus vollem Herzen Ja zu sagen und bin nie enttäuscht worden.

Einfach flexibel sein zu können und sich auf Umstände, die man nicht ändern kann, spontan einstellen. Ist gut, im Vorfeld etwas zu planen ist aber auch nicht verkehrt. Wichtig ist nur sich dann nicht daran festzuklammern, nur weil man nicht flexibel genug sein will (oder ist) um davon abzuweichen.
Als ich zwei Nächte gebucht habe, aber dann im Hotel erfahren habe, dass es eine Überschneidung gab, hätte ich sicher einen Aufstand machen können. Immerhin habe ich den Prozess eingehalten und war nicht daran schuld. Aber wäre ich dann so intensiv mit der wirklich netten und hilfsbereiten Wirtin des Hotels in Kontakt gekommen?
Ich glaube nicht.
Hätte sie über eine Stunde Hotels in der Umgebung angerufen um für mich ein Zimmer zu finden?
Das glaube ich ebenfalls nicht.
Freundlichkeit öffnet viele Türen und ich meine die ehrliche Freundlichkeit.

In der Bibel steht:

Sei schnell bereit zum Hören und lass dir Zeit, freundlich zu antworten.

Besonders den letzten Teil sollten wir alle beherzigen. Denn Worte, die einmal ausgesprochen worden sind, kann man nicht mehr zurücknehmen.
Häufig wird losgepoltert und dadurch etwas kaputt gemacht, für etwas, das aus ein wenig Distanz betrachtet gar nicht so schlimm war.
Jeder Moment im Leben ist eine Kreuzung.

Aber wieder zurück zur Reise.
Habe ich sofort danach gesagt es war schön, aber ich glaube ich würde es nicht wieder machen, so bin ich jetzt doch schon wieder anderer Meinung.
Mein Hintern hat sich erholt und mein Fahrrad ist repariert, ich könnte wieder los.
Ich würde auch nicht viel weniger Gepäck mitnehmen. Vielleicht zwei drei T-Shirts weniger, denn die meiste Zeit saß ich auf dem Rad und hatte meine Trikots an. Den Kocher und das Kochgeschirr würde ich ebenfalls zu Hause lassen.
Zu kochen war eine romantische Vorstellung aus Kindertagen, kostet aber mindestens Zeit und Platz. Mal davon abgesehen, dass man den Topf wenigstens etwas abspülen muss um Essensrester nicht in den Satteltaschen zu verteilen. Ich habe ganze drei Mal gekocht, den Platz hätte ich besser nutzen können. Denn manchmal wäre es schön gewesen etwas mit der Verteilung des Gepäcks zu spielen.

Auf jeden Fall war es schön sich auf der Reise etwas treiben zu lassen. Allerdings ist man durch ein vollgepacktes Fahrrad natürlich auch etwas eingeschränkt. Möchte man Dinge besichtigen, sollte man sich im Vorfeld darüber informieren und schon mal ein Hotel in der Nähe suchen. Gerne hätte ich einen Tag am Strand gelegen und meine Füße in die Nordsee gehalten, aber man kann halt nicht alles haben.
Ich blicke völlig entspannt auf meine Reise zurück, sie hat mit viel gegeben.

Und was wurde aus der Sache mit dem Rücken des Pferdes wenn ich wieder zurück bin? 🐎 🪄🕺 Für diesen Monat hat das Universum wohl entschieden es wäre genug Abenteuer für mich gewesen. Der Termin wurde erst einmal auf Eis gelegt.

Hier noch eine vereinfachte Übersicht der Tour. Es sind nur die Wege zu den Nachtlagern und auf Juist eingezeichnet, nicht die tatsächlichen Fahrten. Das würde gerade in der Gegend um Norden herum etwas unübersichtlich werden.

Und jetzt beende ich das Ganze, mit einem Zitat von Sokrates:

Muße ist der schönste Besitz von allen.

Axel Nordmann

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