25.07.2022
Stopp: Brügge
gefahrene km: 107,53 km
Die Überschrift macht gerade mehr Sinn als erwartet, aber dazu später.
Das Frühstück im Hotel in Antwerpen ist eins der schlechtesten die ich je in Hotels bekommen habe. Aber man kann es essen und ich werde einigermaßen satt, das war es aber auch schon. Die Wettervorhersage sagt es wird den ganzen Tag bewölkt, das ist gut denn heute ist eine längere Strecke geplant.
Zeitig mache ich mich auf den Weg. Durch die Innenstadt zu navigieren ist eine Qual. Dauernd verliere ich die richtige Straße und muss umdrehen.
Auf dem Weg durch die Stadt sehe ich immer wieder Rennradfahrer, ich würde sagen die fahren gerade zur Arbeit. Das sieht man in Deutschland eher selten. Hier hat man aber Fahrradschnellstraßen und ist wahrscheinlich schneller mit dem Rennrad bei der Arbeit, als wenn man mit dem Auto fährt. Überhaupt habe ich in Deutschland noch nie so viele Rennradfahrer gesehen wie hier. Hier scheint wohl jeder ein Rennrad zu besitzen.
Kurz bevor ich Antwerpen verlasse, drehe ich mich noch mal um.

Die Stadt hinterlässt gemischte Gefühle bei mir, in den Randbezirken irgendwie eine Mischung aus Dubai und Antalya. Dubai wegen der vielen Baustellen und der hohen Gebäude (allerdings bei weitem nicht so hoch wie in Dubai). Die Gebäude hier sind aber schöner als die in Dubai.
Die Innenstadt hat wirklich ein paar sehr schöne Ecken, aber ich hatte zu wenig Zeit um sie wirklich zu erkunden.
Und dann schafft es die Stadt doch noch mir ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Um aus der Stadt herauszufahren muss ich unter dem Kanal durch. Ich fahre in einen Tunnel und stehe plötzlich vor einem großen Aufzug, der mich unter den Kanal bringt. Von dort führt eine relativ lange Straße, nur für Zweiräder, auf die andere Seite. Dort wartet dann der nächste Aufzug, mit dem ich dann wieder nach oben gebracht werde.
Sozusagen wie der Elbtunnel nur für Fahrräder.
Hier hat Fahrradfahren wirklich einen ganz anderen Stellenwert.
Ja, jetzt könnte ich mir doch vorstellen vielleicht noch mal Antwerpen zu besuchen.
Habe ich gestern was von Gegenwind gesagt? Gegen das was ich heute hatte, war das gestern nur ein laues Lüftchen. Von Anfang an bläst mir der Wind ins Gesicht. Auch die Strecke ist nicht so schön wie gestern, sie führt die ganze Zeit an Eisenbahnschienen vorbei. Nach 25 km beschließe ich eine Trinkpause zu machen.
Zufälligerweise befindet sich nach 25 km auch einen Laden. Und da das Essen im Hotel nicht so der Renner war, entscheide ich spontan nicht nur zu trinken, sondern auch eine zweites Frühstück einzulegen.

Ich habe Lust auf was frisches, auf Obst, und nehme ein 3 für 2 Angebot mit.

Und auch hier auf dem Parkplatz finde man Streetart.

Als ich weiterfahre merke ich, dass der Wind stärker geworden ist und kurz danach klemmt sich irgendjemand in meinen Windschatten. 😤
Davon angespornt trete ich ordentlich in die Pedale, aber auch mit fast 30 km/h bekomme ich ihn nicht abgehängt. Irgendwann überholt er mich und spricht mich an. Die nächsten 5 km reden wir über Fahrradtouren, er fährt nächste Woche über die Alpen nach Italien.
Das war mal eine schöne Unterhaltung, und das auf Englisch. Genau wegen solchen großen Kleinigkeiten mach ich so was.
Ich fahre immer wieder an Streetart vorbei, drehe aber nur noch bei einem Bild um.

Nach 85 km verlassen mich so langsam aber sicher meine Kräfte. Der Wind ist teilweise so stark, dass ich froh bin wenn ich 15 km/h schaffe, selbst wenn ich voll in die Pedale trete.
Zwischenzeitlich habe ich mir auch meine Jacke angezogen, nicht dass ich mich erkälte.
Ein paar Kilometer weiter fängt dann auch meine Wade an zu krampfen.
Ich schreie den Wind an und Frage ob es nicht langsam reicht, etwas anderes fiel mir gerade nicht ein.
Und was soll ich sagen, geholfen hats natürlich nicht.
Hätte mich auch gewundert wenn es gereicht hätte meinen Unmut einfach mal los zu werden, wenn sich dadurch letztendlich trotzdem nichts ändert.
Der Wind ist unbeeindruckt und gönnt mir auch noch weitere zehn Kilometer.
Wenigstens habe ich die letzten paar Kilometer keinen starken Gegenwind mehr.
Endlich in Brügge angekommen, bin ich froh es hinter mir zu haben.

Das war um einiges härter als 100 km normalerweise sind.
Jetzt nur noch schnell einchecken, Fahrrad sicher parken und unter die Dusche. Das Hotel hat einen kleinen alten Teil und einen neuen Anbau.
Ich glaube es steht außer Frage wo ich untergebracht bin. 🥰


Nach einer richtig langen Dusche will ich, wie üblich, die Stadt erkunden. Immerhin ist mein Hotel mitten im Zentrum. Was meine Beine sagen ist mir egal, heute hake ich noch gleich zwei offene Belgien-Punkte ab.
Original belgische Fritten.

Und nicht zu vergessen die Waffel.

Mehr mache ich dann morgen nach dem Frühstück, immerhin bleibe ich ja zwei Nächte.

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