Eine Busfahrt, die ist (nicht) lustig

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Verlixter FlixBus

08.08.2022
Stopp: Im Bus nach Deutschland
gefahrene km: 29,80 km

Heute ist also der letzte Tag der Tour.
Mein Gepäck ist noch nicht gepackt und da mein Fahrrad am Ende des Tages hinter einem Bus hängen wird werde ich versuchen wirklich alles was ich im Bus nicht benötige in die zwei Gepäcktaschen zu packen. Am Fahrrad selbst sollte nichts sein, was verloren gehen sollte.
Auschecken muss ich um 11 Uhr und der Bus fährt erst um 21 Uhr. Also habe noch viel Zeit, denke ich.
Gerade habe ich noch mal meine E-Mail gecheckt und eine E-Mail gelesen die mir FlixBus gestern geschickt hat: "Köln erwartet Dich! Danke, dass Du Dich für grüne und smarte Mobilität entschieden hast!".
Flugs verlasse ich das Hotel, gehe zum nächsten Supermarkt und hole mir was zu trinken und Verpflegung für die Fahrt. In der daneben liegenden Patisserie/Boulangerie und hole mir mein Frühstück. Heute Morgen lasse ich es mir gut gehen. Natürlich muss ich mir ein Croissant holen, geht ja nicht an das ich in Frankreich war und kein richtiges Croissant gegessen habe. Dazu hole ich mir eine Art süßes Brot mit gerösteten Mandeln und ein kleines Törtchen.
Noch auf dem Rückweg zum Hotel esse ich das Croissant, wirklich sehr lecker.

Das süße Brot ist fast wie ein Croissant und auch unheimlich lecker.
Zaghaft beiße ich in das Törtchen, keine Ahnung was ich da gekauft habe, und bin auch hier begeistert. So ein Frühstück hätte ich mir öfters gönnen sollen.

Noch während ich das Törtchen esse gucke ich in die Installiert FlixBus App. Damit kann ich dem Busfahrer mein Ticket vorzeigen. Ein Hinweis sagt das sich meine Buchung geändert hat und ich meine E-Mails prüfen sollte. Und was darf ich da in einer neuen E-Mail von 8:50 Uhr lesen?
"Lieber FlixBus Kunde, leider kann aus betriebsbedingten Gründen die von Dir gebuchte Fahrt nicht mehr angeboten werden. Das ist uns sehr unangenehm und wir entschuldigen uns dafür. Damit Du Dein Ziel dennoch erreichst, haben wir Dich auf eine Alternative umgebucht."
Na super, jetzt geht die Fahrt erst um 23:40 Uhr los, was soll ich so lange machen. Und dann auch noch ein Umstieg in Antwerpen, da war ich doch letztens erst.
Damit komme ich nicht wie geplant um ungefähr 5 Uhr in Köln an, sondern erst um 10:15 Uhr. Ich bin begeistert. Was mich aber wirklich stutzig macht, auf der neuen Bordkarte steht zwar mein Extragepäck, aber nicht mein Fahrrad.
Das ich nervös werde ist vermutlich normal.
FlixBus ist gefühlt ein Online unternehmen. Erfolglos versuche ich in der App und Online die Möglichkeit zu finden mit einem richtigen Mitarbeiter zu sprechen. Online google ich nach einer Telefonnummer und rufe die Einzige an die ich finde, eine Berliner Telefonnummer.
Das Menü bietet mir nicht die Möglichkeit direkt mit einem Mitarbeiter zu sprechen, also hangele ich mich wild durch die Menüs und bringe das System so dazu mich doch weiterzuleiten. Das alleine hat mich schon 10 Minuten gekostet und jetzt sagt eine ganz schlechte und nervige Computer-Stimme das ich mit dem nächsten Mitarbeiter verbunden werde.
Die Zeit rennt mir davon, die Taschen müssen noch gepackt werden, wollte noch duschen, muss demnächst aus dem Hotel raus und hänge in der Warteschlange. Also wird das Telefon auf Freisprechen gestellt und ich beginne wenigstens schon einmal zu packen. Ich weiß nicht wie oft ich immer wieder die gleiche Ansage, ich kann auch alles online verwalten, hören muss bevor ich einen echten Menschen in der Leitung habe. Um es kurz zu machen, die Alternative kann gar keine Fahrräder mitnehmen, das Ticket hat also nicht ohne Grund kein Fahrrad mit draufstehen.
Ich werde etwas ungehalten, denn immerhin buche ich ja nicht aus Spaß mit Fahrrad, und bringe so wohl den Mitarbeiter dazu mit seinem Supervisor Rücksprach zu halten. Nach einigem hin und her ist eine Alternative gefunden. Jetzt geht es schon um 14 Uhr los, Umstieg in Brüssel mit 4 Stunden Aufenthalt und Ankunft in Köln um 3 Uhr.
Ich lasse mir zweimal versichern das beide Busse Fahrräder mitnehmen und habe dann heute doch nicht mehr so viel Zeit wie ich dachte.
Immerhin komme ich jetzt zurück und muss mich nicht um ein weiters Hotelzimmer kümmern. Und in Brüssel war ich nicht noch nicht, passt doch. Da kann ich die 4 Stunden doch sicher ganz gut nutzen.
Der ganze Spaß hat mich jetzt allerdings knapp eine Stunde gekostet. Also schnell fertig packen, duschen und auschecken. Um Punkt 11 Uhr gebe ich den Schlüssel an der Rezeption ab.

Ich fahre die ca. 10 km zum Busbahnhof Paris Bercy Seine um dort auf den Bus zu warten.
Andauernd werde ich dort von Leuten angesprochen, da ich kein Französisch spreche dauert es eine Weile bis ich verstehe, dass sie mich für einen der Busfahrer halten. Mit dem weißen Poloshirt sieht es wirklich ein wenig so aus als würde ich dazu gehören.
Der erste Busfahrer legt mein Rad einfach in einen Stauraum für Gepäck im Bus, soll mir recht sein. Ich möchte jetzt einfach nur noch weg.
Die ersten vier Stunden bis nach Brüssel vergehen wie im Flug, ich gucke einfach ein paar Folgen Elementary auf dem Tablet. Nach einer Pause kommen wir mit nur leichter Verspätung in Brüssel an. Schnell belade ich mein Fahrrad und mache mich auf den Weg zum Atomium. Auf dem Weg dahin komme ich noch an einem schönen Gebäude vorbei. Hat ein wenig was von einem Gefängnis.

Später finde ich heraus, dass das das Ankunftszentrum in Brüssel ist. Der Ort, an dem ausländische Staatsangehörige ihren Asylantrag in Belgien stellen. Der Vergleich mit dem Gefängnis war vielleicht etwas blöd.
Nach 10 km erreiche ich das Atomium und esse dort erst mal eine Fritten.

Am Atomium ist ziemlich viel los und von irgendwoher ist laute Musik zu hören. Dank dem Internet finde ich raus, dass im King Baudouin Stadium das ganz in der Nähe ist, Coldplay auftreten.
Da ich noch mal in die Stadt möchte bevor es weiter geht fahre ich zurück.

Der Doppeldecker-Bus ist pünktlich in Brüssel und, so wie es aussieht, fast komplett ausgebucht. Die Inder in der Reihe vor mir haben ihre Sitze schon in Schlafposition gebracht, Danke. Die Fahrt wird wohl etwas beengter.
Wie erwartet ist an Schlaf nicht zu denken, ich gucke noch zwei Folgen Elementary und döse zwei Stunden ein wenig vor mich hin.
Pünktlich um 3 Uhr erreichen wir den Flughafen Köln/Bonn und nachdem ich mir an der Tankstelle etwas zu trinken geholt habe fahre ich die Letzten 15 km in die Heimat. Es gibt schöneres als zu der Urzeit, in tiefster Dunkelheit, durch den Mauspfad und das kleine Wäldchen zu fahren. Irgendwie erwarte ich das mir plötzlich eine Horde Wildschweine entgegenkommt.
Als ich endlich an der Burg Wissem raus komme bin ich beruhigt. Hier kenne ich mich wieder aus und beende ohne Zwischenfälle meine Tour.

Axel Nordmann

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