In den letzten Wochen habe ich, wenn ich erzähle was ich für einen Urlaub plane, immer wieder ungläubige Blicke geerntet. Häufig gepaart mit der Frage, ob das überhaupt Urlaub ist. Ähnliches habe ich mich nach dem ersten Mal auch gefragt, aber es war zu dem Zeitpunkt wirklich genau das was ich brauchte.
Im Prinzip ist es doch ganz einfach: Für die Erholung im Urlaub ist entscheidend, was zur eigenen Zufriedenheit beiträgt. Und das ist nun mal für jeden unterschiedlich. Nicht alles ist für jeden erholsam. Mir z. B. fällt es schwer abzuschalten und wenn jeder Tag fast gleich ist fange ich an mich zu langweilen. Ich versuche es mal zu erklären.
Als ich mich 2021 auf den Weg mit dem Fahrrad quer durch Deutschland gemacht habe, sollte es ein Abenteuer werden, mich herausfordern und zeigen, dass auch ohne 100%ige Planung und Regeln bis ins klitzekleine etwas Großartiges entstehen kann. Kling erst mal nicht nach Urlaub.
Das ich dabei ca. 1450 km zurücklege war ja gar nicht geplant. Denn bevor ich unterwegs war, hielt ich die Entfernung von 379,7 km zum Hafen in Norddeich schon für extrem. Und nach der Tour hatte ich viel erlebt und Deutschland von einer Seite kennen gelernt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Trotzdem bin ich davon ausgegangen, auch wenn ich schon stolz auf meine Leistung war, das würde ich nicht wieder machen. Im Jahr darauf fragten mich dann viele: "Wo geht es dieses Jahr hin?". Und da mein Hintern sich erholt hatte dachte ich, warum nicht. Daraus entstand ein wunderschöner Urlaub, wie ich ihm mir fast nicht besser vorstellen hätte können. Einer meiner Besten.
Kennen wir nicht alle das gute Gefühl etwas geschafft zu haben? Eine Übung im Fitnessstudio mit besonders hoher Intensität, wonach man sich zwar fertig aber zutiefst befriedigt fühlt? Oder vielleicht einen besonders langen beziehungsweise schnellen Lauf nachdem einem zwar die Beine brennen und jeder Schritt einen aber auch zeitgleich daran erinnert was man geleistet hat?
So geht es mir jeden Nachmittag, wenn ich frisch geduscht aus dem Hotel komme um die Stadt zu erkunden, in der ich an diesem Tag angekommen bin.
In den meisten Pauschalreisen ist für alles gesorgt und man muss fast nur noch rechtzeitig zum Essen erscheinen oder seine Liege morgens pünktlich reservieren. Nicht das so ein Urlaub nicht auch schön sein kann ... entscheidend ist doch, wie man selbst die Zeit erlebt. Ich nehme auf den Touren so viel mehr mit, als ich es in einem üblichen Urlaub könnte. Andere machen einen Cluburlaub, damit sie Abwechselung haben und unterhalten werden. Ich sorge mit ständig wechselnden Eindrücken selbst für meine Unterhaltung und treibe dabei auch noch Sport. Außerdem muss ich zugeben, wenn ich dann nachher erzählen kann wo ich überall mit meinem Fahrrad hingefahren bin, dann freuen mich natürlich auch ein wenig die ungläubigen Blicke.
Man denkt Entfernungen einfach ganz anders, wenn man weiß wo man es schon überall mit seinem Fahrrad hingeschafft hat.
Also ja, es ist Urlaub. Mit Sicherheit nicht für jeden. Aber unterwegs trifft man genug Gleichgesinnte, die auch nichts anderes sagen würden.
Und ebenfalls nicht zu vergessen, aus diesen Fahrradtouren sind über die letzten beiden Jahre so viele Kurzurlaube entstanden. Und das nur, weil ich auf der Radtour in einem Ort war, den ich mir danach gerne genauer angucken wollte. Währenddessen ist dafür häufig zu wenig Zeit.
In diesem Sinne wird dieser Urlaub noch einmal auf und mit dem Rad stattfinden. Und sollte ich im nächsten Jahr keine Lust mehr dazu haben, Alternativen gibt es ja zuhauf.

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